Dunkle Verheißung by V.C. Andrews

Dunkle Verheißung by V.C. Andrews

Autor:V.C. Andrews [Andrews, V.C.]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783955306601
Herausgeber: Edel eBooks
veröffentlicht: 2015-04-20T16:00:00+00:00


»Es tut mir leid, daß das der Grund ist, der dich nach Hause geführt hat«, sagte Beau, »aber ich kann es trotzdem kaum erwarten, dich zu sehen.«

»Ich kann es auch kaum erwarten, dich zu sehen«, ertönte mein Echo.

»Meine Eltern und ich werden kommen, um unser Beileid zu bekunden. Ich werde bald da sein.«

Nachdem wir miteinander geredet hatten, zog ich mir etwas Angemessenes für die Totenwache an und begab mich ins Nebenzimmer, um nachzusehen, ob Gisselle sich ebenfalls umgezogen hatte. Sie hatte noch nicht einmal damit begonnen; sie hing immer noch am Telefon und tauschte mit ihren alten Freunden Neuigkeiten aus.

»Daphne will, daß wir nach unten kommen, um die Trauergäste zu begrüßen«, sagte ich zu ihr. Sie schnitt eine Grimasse und plauderte weiter, als sei ich gar nicht da. »Gisselle!«

»Warte einen Moment, Collette.« Sie preßte eine Hand auf die Sprechmuschel und wandte sich schroff an mich. »Was willst du?«

»Du mußt dich anziehen und nach unten kommen. Die Leute können jederzeit eintreffen.«

»Na und? Ich weiß nicht, warum ich mich abhetzen sollte. Das ist ja schlimmer als ... als in Greenwood«, sagte sie und nahm ihr Telefongespräch wieder auf. Der letzte Rest Geduld, den ich gehabt hatte, löste sich in Nichts auf. Ich machte auf dem Absatz kehrt und marschierte aus ihrem Zimmer. Gisselle ist Daphnes Problem, sagte ich mir. Sie ist diejenige, die sie aufgezogen hat, die ihr diese Wertvorstellungen vermittelt und ihr beigebracht hat, selbstsüchtig zu sein. Die beiden haben einander verdient.

Es waren schon etliche Leute eingetroffen: Nachbarn, Geschäftspartner, Angestellte und natürlich Daphnes gesellschaftlicher Umgang. Die meisten begaben sich an Daddys Sarg, knieten nieder und sprachen ein Gebet, ehe sie sich Daphne anschlossen. Sie begrüßte die Leute mit einer stillen Vornehmheit, die sie tatsächlich wie jemanden von königlichem Blut erscheinen ließ. Mir fiel auf, daß Bruce Bristow, der Direktor, der Daddys Unternehmen vorstand, ständig an Daphnes Seite war und ihr jeden Wunsch von den Augen ablas. Gelegentlich sah ich, daß sie sich vorbeugte und ihm etwas zuflüsterte. Manchmal lächelte er daraufhin, und bei anderen Gelegenheiten nickte er und entfernte sich oder ging auf einen der vornehmen Trauergäste zu, drückte ihm die Hand und führte ihn zu Daphne.

Bruce war nicht viel älter als mein Daddy, falls er überhaupt älter war. Er war größer und ein wenig stämmiger und hatte dunkelbraunes Haar und Koteletten. Ich war ihm bisher nur zwei- oder dreimal begegnet, und mir war nie so ganz wohl dabei gewesen, wie er affektiert lächelte und mich mit diesen grüngesprenkelten Augen in sich aufsog, wenn sein Blick auf meine Brüste herunterglitt, dort einen Moment lang ruhte und sich tiefer und immer tiefer senkte, um dann unsäglich langsam wieder über meinen Körper zu meinem Gesicht zu gleiten. Mir war in seiner Gegenwart stets unbehaglich gewesen, ich hatte mich von seinen Blicken ausgezogen gefühlt.

Außerdem hatte er von unserer ersten Begegnung an einen Spitznamen für mich gehabt. Er nannte mich La Ruby, als sei ich der Edelstein, an den mein Name erinnerte. Wenn er meine Hand nahm, um sie zu küssen, verweilten seine Lippen etwas



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